Orthesen·Rückenschmerzen

Plattform der Wirbelsäulentherapie

Spinova

Von Bauerfeind Life Magazin am 17.07.2013

Wie alle Hilfsmittel sind Orthesen Kinder ihrer Zeit. Meist verlaufen die Entwicklungen zum serienreifen Produkt Schritt für Schritt. Was jedoch Bauerfeind mit seiner Rückenplattform Spinova auf den Markt bringt, kommt einem Quantensprung gleich. Den „sprunghaften Fortschritt“ beanspruchen gleich vier neue Orthesen für sich, die das Unternehmen zeitgleich präsentiert. Mit neuen Materialien und Technologien sowie zahlreichen Möglichkeiten der Individualisierung sichert die neue Orthesengeneration für den Lumbalbereich eine verbesserte Rückentherapie. Sowohl konservativ als auch postoperativ einsetzbar, deckt Spinova eine Vielzahl von Indikationen ab.

Jeder dritte Deutsche hat „Rücken“. Das Thema ist nicht nur in den Schlagzeilen ein Dauerbrenner. Wer selbst von den Schmerzen betroffen ist , leidet teilweise enorm unter den Beeinträchtigungen im alltäglichen Leben. 70 Prozent der Bevölkerung klagen mindestens einmal im Jahr über Beschwerden. „Rücken“ haben junge wie ältere Menschen. Aktuellen Zahlen des Helmholtz-Zentrums zufolge, entstehen in Deutschland durch Behandlung von Kreuzschmerzen und Arbeitsausfälle Kosten von fast 50 Milliarden Euro jährlich. Der Rückenschmerz ist nach psychischen Erkrankungen und Tumorleiden die dritthäufigste Ursache für eine Frühverrentung. Bei aller mahnenden Statistik fehlt allerdings oft ein genauer Blick auf den Einzelfall. „Sicher sind die Zahlen alle korrekt“, sagt Prof. Dr. med. Jürgen Harms von der Ethianum Klinik in Heidelberg, „aber Rückenschmerzen gehören zu unserem Leben dazu, wie andere Beschwerden auch.“ Unterstützt durch Bewegung, medizinische Hilfsmittel und Physiotherapie ließen sich viele dieser Beschwerden im Laufe der Zeit wieder in den Griff kriegen, so der international bekannte Wirbelsäulenexperte. Eine Einordnung, die neben den aufgeladenen Rückenschlagzeilen guttut. „Man muss eben genau hinschauen, worüber man spricht.“ Das weiß der früher im Klinikum Karlsbad-Langensteinbach praktizierende Orthopäde zur Genüge, in mehrfacher Hinsicht: Als Chirurg hat er wegweisende Operationsverfahren entwickelt , als Patient diese am eigenen Rücken erfahren. Zu rund 70 Prozent sei bei Rückenbeschwerden der Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) betroffen, sagt Prof. Harms. Und er sagt auch durchaus selbstkritisch: „Es wurde und wird zu viel operiert. Mit einer konservativen Therapie erreichen wir auch sehr gute Behandlungs­erfolge ohne die Risiken einer OP.“ Wie lässt sich Patienten mit Bandscheibenproblemen, Hexenschuss, Lumbalgien, Wirbelgleiten oder Frakturen, um nur die wichtigsten LWS-Brennpunkte zu nennen, adäquat helfen?

Das Prinzip der mehrstufigen Rückenorthesen

Um Mittel an die Hand zu bekommen, die sowohl postoperativ als auch konservativ anwendbar sind, hat Prof. Harms selbst die Entwicklung von Bauerfeind-Orthesen unterstützt. Diese Orthesen sollten eines nicht mehr sein: Panzer! Eine weitere Anforderung lag dem Rückenexperten am Herzen, nämlich die frühe Mobilisierung des Patienten. Dazu mussten die neu zu entwickelnden Hilfsmittel ein Kunststück vollführen: die Vereinigung von Stabilität in der Akutphase sowie Mobilität im Therapieverlauf, erzielt durch einen abrüstbaren Aufbau. Dieses flexible Bauprinzip, das Bauerfeind als erster Hersteller in den Orthesen SofTec Lumbo und SofTec Dorso umsetzte, geht maßgeblich auf die Person Harms zurück. Ein Ausruhen auf den unbestrittenen Vorteilen dieser modernen Rückenorthesen kam jedoch weder für Harms noch für Bauerfeind infrage. Die nächste Orthesengeneration drängte bereits. Mehr und mehr nahm die Idee einer „Plattform“ Gestalt an. Von ihr ausgehend, könnten noch individuellere Wege in der Therapie von LWS-Beschwerden eingeschlagen werden, so die Überlegung. Um dieses Ziel zu erreichen, sollte das Erfolgsrezept der Mehrstufigkeit , wenn möglich, ausgebaut werden.

Prof. Dr. med. Jürgen Harms, Ethianum Klinik Heidelberg
Prof. Dr. med. Jürgen Harms, Ethianum Klinik Heidelberg

Bewährtes Therapiekonzept

Weithin herrscht Einigkeit über die medizinischen und wirtschaftlichen Vorteile einer mehrstufigen orthetischen Wirbelsäulentherapie. Die positiven Erfahrungen von Orthopäden, Orthopädietechnikern und Krankenkassen in der Anwendung der Orthesen sprechen für sich. In der Akutphase gelten Entlastung und Stabilisierung als oberstes Gebot zur Schmerzlinderung. Die Orthesen kommen zum Teil in Kombination mit Medikamenten zum Einsatz, um die mechanische, schmerzauslösende Belastung der betroffenen Wirbelsäulenregion zu reduzieren. Eine rasche Schmerzlinderung und erhöhte Bewegungssicherheit ermöglichen den zeitigen Beginn therapeutischer Maßnahmen sowie die eigenständige schrittweise Mobilisierung des Patienten. Während in der Akutphase das Stabilisieren des erkrankten Abschnitts entscheidend ist , gilt es im Laufe der Therapie, den Patienten schrittweise zu mobilisieren. Dafür können die stabilisierenden Elemente entfernt werden. An dieser Stelle spielt die Mehrstufigkeit der Orthesen ihren entscheidenden Vorteil aus: Die Abrüstbarkeit gibt dem Patienten die Freiheit , sich im Alltag wieder normal zu bewegen. Extrembelastungen werden durch die mechanische Stabilisierung vermieden. Anderenfalls würde der Patient aus Angst vor unbedachten, schmerz­auslösenden Bewegungen seine Mobilität komplett oder weitestgehend einschränken. Gelingt die Abrüstbarkeit sogar im Verbund mit einer individuellen Stabilisierung einzelner Segmente, wäre ein neues Niveau der Wirbelsäulentherapie erreicht. Der zeitliche Vorlauf war immens. In die Weiterentwicklung der neuen Rückenplattform wurden von Bauerfeind neben Prof. Harms schon frühzeitig alle relevanten Berufsgruppen einbezogen. Kein Aspekt durfte unberücksichtigt bleiben, wollte man die Gültigkeit des neuen Systems für die Zukunft gewährleisten.

„Bei Spinova ist die Mobilisierung noch konsequenter gelungen.“

Das Ergebnis liegt nun vor: Spinova. Mit diesem Namen soll sich die mehrstufige Wirbelsäulentherapie für den unteren Rücken in den kommenden Jahren unlösbar verknüpfen. „Ein weiterer Meilenstein für die frühfunktionelle Therapie“, bilanziert Prof. Harms schon nach den ersten Ergebnissen aus verschiedenen Anwendungsbeobachtungen (siehe Interviews). Als Träger der insgesamt vier neuen Orthesen werden funktionelle Elemente eingesetzt , die in Kombinationsvarianten wiederkehren (siehe Produktübersicht Seite 14). Über das gesamte System sind Grundbandage, Zuggurtsystem, Bauchverschluss, Rückenkassette sowie Schale identisch. Neue, leichte Materialien haben sich in fast allen Bauteilen durchgesetzt. Durch das neue Zuggurtsystem können einzelne Regionen der Wirbelsäule, die Segmente, gezielt stabilisiert und entlastet werden. Diese individuelle Anpassungsmöglichkeit ist ein entscheidendes Charakteristikum der Plattform – und natürlich die Mobilisierung. „Bei Spinova ist sie noch konsequenter gelungen als bisher“, freut sich ihr geistiger Vater. Ein Endpunkt? Prof. Harms zögert. Für eine schnelle Antwort hat er in der Hilfsmittelentwicklung schon zu viel erlebt. „Eine Plattform ist erst einmal ein Niveau, das man erreicht hat“, sagt er dann. „Aber eine Plattform ist immer auch offen für Neues.“

Bilder: Conny Kurz, Bauerfeind

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